Mietschulden: Was nun? Droht immer der Wohnungsverlust?

Mietschulden können je nach Lebenssituation schneller entstehen als gedacht. Lesen Sie hier, welche Konsequenzen möglich sind, wann eine fristlose Kündigung unwirksam wird und welche Unterstützungsmöglichkeiten in Anspruch genommen werden können.

Nicht gezahlte Mieten führt zu Schulden: Diese Konsequenzen drohen

Mit der Unterschrift eines Mietvertrages verpflichten sich Wohnungsmieter zu regelmäßigen Zahlungen der Miete. Darüber, wann Mietschulden offiziell entstehen, gibt es nicht selten Streitigkeiten. Der Bundesgerichtshof (BGH) urteilte jedoch dazu: Unabhängig von etwaigen Vertragsformulierungen reicht es, wenn der Zahlungsauftrag bis zum dritten Werktag eines Monats angewiesen wurde. Der Geldeingang beim Vermieter muss dort also noch nicht erfolgen (Az. VIII ZR 222/15). Zu beachten ist: Der Samstag zählt hier nicht als Werktag.

Unter Beachtung dieser Vorgabe gilt: Hängt der Mieter mit den Überweisungen hinterher, hat er offiziell Mietschulden. Passiert dies zwei Monate hintereinander, können Vermieter eine fristlose Kündigung aussprechen. Das gilt auch, wenn Beträge oft nur teilweise bezahlt werden und die Summe des fehlenden Geldes zwei Monatsmieten erreicht.

Gut zu wissen: Kommt es wegen Mängeln in der Wohnung zu einer rückwirkenden Mietminderung, entsteht kein Zahlungsverzug. Streitpotential besteht jedoch oft darüber, wie hoch die Mietminderung ausfällt und ob diese berechtigt ist. Ungerechtfertigt zurückgehaltene Mietzahlungen können je nach Einzelfall als Mietschulden ausgelegt werden.

Fristlose Kündigung wegen Mietschulden: Was ist zu tun?

Kommt es wegen Mietschulden zu einer fristlosen Kündigung, heißt es erstmal: Ruhe bewahren. Es bedeutet nicht immer zwingend, dass Sie die Mietwohnung direkt räumen müssen. So gibt es Fälle, in denen einen solche Kündigung des Mietverhältnisses ungültig ist. Bezahlen Sie etwa direkt nach Erhalt des Kündigungsschreibens den Mietrückstand, ist die Benachrichtigung unwirksam. Auch die folgenden Vorgehensweisen sorgen für einen Erhalt des Wohnrechts:

  • Eine Räumungsklage ist rechtskräftig geworden und es kommt innerhalb von zwei Monaten danach zu einer vollständigen Tilgung der Mietschulden (Az. VIII ZR 261/15).
  • Das Sozialamt übernimmt die Mietschulden. Möglich sind hier auch andere öffentliche Stellen. Dies muss aber ebenfalls im Zeitraum von bis zu zwei Monaten nach der Räumungsklage passieren

Auch gut zu wissen: Die komplette Zahlung eines Mietrückstandes, die eine fristlose Kündigung unwirksam werden lässt, muss vom Vermieter so nur alle zwei Jahre hingenommen werden. Darüber hinaus kann dieser zeitgleich eine ordnungsgemäße Kündigung des Mietverhältnisses aussprechen. Dabei gilt dann zumindest gesetzliche Frist, wodurch der Mieter nur etwas Zeit gewinnt.

Mieter, die durch Mietschulden in eine solche Situation geraten, sollten immer das persönliche Gespräch zu den Vermietern suchen. Denn diese wollen teuren Zwangsräumungen und Klagen auch eher aus dem Weg gehen. Daher sollten beide Seiten versuchen, eine Lösung außerhalb des Gerichtssaals zu finden.

Finanzielle Hilfe bei Mietschulden

Hohe Mietschulden können zunächst sehr belastend wirken. Doch muss sich niemand allein mit Mietrückstand herumschlagen. “Was ist zu tun? Wo erhalte ich Hilfe?” In Deutschland gibt es verschiedene Institutionen, die passende Antworten auf solche Fragen geben, Mietschuldenhilfe leisten und Beratungsangebote anbieten. So kann beispielsweise die Caritas Hilfe bei Mietschulden und den nächsten wichtigen Schritten leisten. Diese können beispielsweise sein:

  • Bürgergeldempfänger können einen Antrag auf Mietschuldenübernahme beim Jobcenter stellen. Dabei wird ein Darlehen, das nach und nach abbezahlt werden muss. In der Regel geschieht das über leicht reduzierte Sozialleistungen.
  • Wer kein Bürgergeld empfängt, kann einen solchen Antrag beim Sozialamt stellen. Im selben Atemzug sollten Betroffene sich dort erkundigen, ob ein Anspruch auf Wohngeld vorliegt. Sollte es zu einer Ablehnung kommen, können Experten die Sachlage prüfen.
  • Gute Freunde können mit einer Leihgabe schnelle Mietschuldenhilfe leisten. Jeder kann schließlich kurzzeitig einmal in die Situation geraten, Mietschulden zu machen. Eine “Umverteilung” der Schulden kann da dann eine sinnvolle Lösung sein, um das “Wohnrecht” zu erhalten.

(Aktualisiert: Februar 2024)


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