(Aktualisiert: März 2023)
Neben der romantischen Vorstellung am Hausbau selbst aktiv beizutragen und so der Familie ein Heim zu schaffen, spielt vor allem der finanzielle Aspekt beim Nachdenken über die Eigenleistung für viele Hausbauer eine große Rolle. Die selbst erbrachte Arbeit taucht nämlich im Finanzierungsplan als Eigenkapital auf. Das kann für alle zukünftigen Hausbesitzer mit knapper Kasse von Vorteil sein.
Realistische Selbsteinschätzung
Durch selbst erbrachte Leistung beim Hausbau sparen – das klingt verlockend, wird von vielen Bauherren jedoch zu leichtfertig in Angriff genommen. Was sich die meisten nämlich im Vorfeld nicht ausreichend vor Augen halten: Eigenleistung spart lediglich die Lohnkosten ein, die sonst für die Baufirma fällig werden. Das Material für diese Arbeiten musst du jedoch beschaffen und verbauen. Wer das nicht realistisch kalkuliert, kann beim Einsparen der Kosten schnell auf die Nase fallen.
Um den eigenen Arbeitsaufwand kalkulieren zu können, ist es hilfreich, sich folgende Fragen zu stellen:
- Wie viel Geld möchte ich einsparen?
- Wie viel Zeit kann ich, realistisch eingeschätzt, aufbringen?
- Inwieweit bin ich oder sind meine Helfer handwerklich zur Ausführung der Arbeiten fähig?
Wie auch immer Zeit und Geschick vom Bauherrn eingeschätzt werden, generell raten Experten, nicht mehr als fünf bis zehn Prozent der Gesamtkosten als Eigenleistung einzuplanen.
Wenn du Zusagen aus dem Familien- und Freundeskreis zur Unterstützung am Bau hast, wäge ab, wie sehr du dich darauf verlassen kannst. Alle müssen versichert sein. Denn Privatleute, die in eigener Sache an Ihrem Hausbau beteiligt sind und einen Unfall während dieser Arbeit haben, können nicht mit Schutz aus der gesetzlichen Unfallversicherung rechnen.
Eine realistische Einschätzung der Eigenleistung ist also von Anfang an äußerst wichtig!
Kosten richtig planen
Die sicherste Vorgehensweise: Lass dir vom Bauträger einen detaillierten Kostenplan erstellen, bei dem alles, was du in Eigenleistung ausführen willst, genau in Lohn- und Materialkosten angegeben ist. Berechne anschließend das Einsparpotential Ihrer Eigenleistungen. Dabei solltest du keinesfalls Fahrtkosten und Beiträge zur Bauberufsgenossenschaft für deine Helfer vergessen.
Geld kannst du auch einsparen, indem du ganz genau die Preise des Materials vergleichst. Oder du holst dir verschiedene Angebote der einzelnen Handwerker. Durch clevere Planung lässt sich auf diesem Gebiet des Hausbaus sehr viel Geld einsparen. Denn die Preisunterschiede sind enorm. Aber: Nimm keine billigen, sondern gute Handwerker – das wird sich auszahlen.
Planung ist Alles
Versuche einen realistischen Zeitplan zu erstellen und alle Helfer „verbindlich“ für bestimmte Arbeiten einzuteilen, die sie in einem bestimmten Zeitfenster erledigen sollen. Beachte dabei: Was ein erfahrener Handwerker an einem Tag schafft, dauert beim Laien mindestens drei. Das liegt nicht nur an mangelnden Fähigkeiten und Erfahrung, sondern auch daran, dass sie die Arbeiten auf der Baustelle eventuell erst nach Feierabend beginnen und somit müde und zeitlich eingeschränkt sind. Je schneller alle Beteiligten schlussendlich mit den Arbeiten fertig sind, desto besser, denn jeden Monat will die Mietwohnung sowie Bauzinsen für schon ausgezahlte Kredite, zum Beispiel zur Finanzierung des Rohbaus, bezahlt werden.
Überlege genau, was als Eigenleistung getan werden kann. Generell bieten sich Innenarbeiten an. Streichen, tapezieren und Teppich verlegen kann mit ein wenig Geschick auch der Laie. Wer ein wenig Fachkenntnisse vorweisen kann und genug Zeit zur Verfügung hat, kann außerdem mit Maurerarbeiten sehr viel einsparen. Ebenfalls gut für Eigenleistung geeignet sind Außenanlagen. Das Anlegen von Garten, Terrasse, Wegen und Zäunen kann der Bauherr zu großen Teilen selbst erledigen.
Richtige Ausbaustufe wählen
Fertighäuser bieten die Möglichkeit, durch bestimmte Ausbaustufen Geld zu sparen. Je weniger Aufgaben die Hausbaufirma erledigt, desto größer fällt die Ersparnis, aber auch die zu erbringende Eigenleistung aus. Damit der Innenausbau nicht im Desaster endet, sollten allerdings nur geübte Heimwerker die niedrigste Ausbaustufe wählen. Wer weniger Eigenleistung erbringen will, sollte die von der Baufirma zu erledigenden Arbeiten klar definieren, damit er keine unangenehmen Überraschungen erlebt.
Die Ausbaustufe bestimmt die Eigenleistung. Damit fangen schließlich die Probleme an: Zwar gibt es mit „Ausbaufertig“, „Anschlussfertig“ oder „Schlüsselfertig“ mehrere geläufige Begriffe zur Bestimmung des Ausbauzustandes eines Fertighauses, klar definiert und rechtlich bindend sind diese allerdings nicht. Sprich: Jedes Bauunternehmen kann die darin enthaltenen Leistungen individuell festlegen. Damit nicht plötzlich viel weniger fertiggestellt ist, als gedacht, sollten die Bauherren die Bauleistungsbeschreibung der Fertighausfirma deshalb auch genau prüfen.
An der untersten Stufe der Fertigstellungs-Skala steht das ausbaufertige Haus, bei dem außer Außenwänden und Dach praktisch nichts fertig ist. Sämtliche Innenausbauten von Elektro- bzw. Sanitärinstallationen über Zwischendecken und Wände bis zum Fußboden müssen hier vom Bauherrn übernommen werden. Dementsprechend viel Geld lässt sich hier an Handwerkerleistungen sparen. Allerdings sind auch Materialkosten noch nicht enthalten. Natürlich sollte der Umfang der Eigenleistungen nicht unterschätzt werden, denn Eigenleistungen kosten immer mindestens viel Zeit und Nerven, im schlimmsten Fall, bei Verzögerungen, auch bares Geld.
Bei anschlussfertigen Gebäuden sind neben der Außenhülle immerhin schon Elektro- und Sanitäranlagen soweit installiert, dass der Bauherr die Geräte nur noch installieren und anschließen braucht. Andere Innenausbauten wie Estrich oder Fliesen verlegen bleiben auch hier am Bauherrn hängen.
Am gebräuchlichsten ist nach wie vor das „schlüsselfertige“ Haus, auch wenn mit diesem Begriff bezeichnete Gebäude für viele Bauherrn oft überraschend unfertig sind. Schlüsselfertig bezeichnet im allgemeinen Häuser, die abschließbar und gefahrlos bewohnbar sind. Maler, Tapezierarbeiten sowie das Verlegen der Böden müssen auch hier selbst übernommen werden.